Viel zu früh wachen wir an diesem Tag auf, denn auf den Tag in Charlottetown haben wir uns bereits vor der Reise ganz besonders gefreut. Auf Prince Edward Island, kurz P.E.I genannt, erwarten uns gleich zwei Ausflüge.
Mit zwei weiteren Mitreisenden werden wir an Land abgeholt: „Seid ihr bereit abzuheben?“, fragt uns die Mitarbeiterin von Green Isle Air, als sie uns nach der Sicherheitseinweisung zu dem etwas abseits bereitstehenden Helikopter begleitet. Vor Aufregung können wir nur nicken und grinsen, da geht es auch schon hinein. Anschnallen, Headsets aufsetzen und dem Piloten mit gehobenem Daumen signalisieren, dass wir „ready for take off“ sind. Die Rotoren drehen sich schneller und schneller und mit einem leichten Ruckeln heben wir ab und gewinnen an Höhe. Die AIDAvita im Hafen von Charlottetown wird immer kleiner und wir fliegen die Küste der Insel entlang. Rote Strände, Klippen, Felsen und viele Leuchttürme prägen das Bild, alles eingerahmt von blau-grünem Wasser, das in der Sonne glitzert. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und schauen abwechselnd rechts und links aus den Fenstern, um so viel von der traumhaften Aussicht zu sehen wie nur möglich. Etwa 15-20 Minuten dauert unser Abenteuer hoch über Prince Edward Island, wobei wir so viele Eindrücke in uns aufgenommen haben, dass es auch für eine ganze Stunde gereicht hätte. Als die AIDAvita wieder in Sicht kommt wissen wir, dass der Rundflug sich leider dem Ende zuneigt und ehe wir uns versehen, haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Unsere Herzen klopfen noch immer und wir würden am liebsten gleich noch einmal mitfliegen.
Noch ganz aufgedreht laufen wir die wunderschöne Hafenpromenade entlang, an die sich farbenfrohe Holzhäuser reihen und uns wird sofort klar: Hummer spielen hier eine ganz große Rolle. Eine überdimensionale Hummer-Figur lädt zu einem Erinnerungsfoto ein und die Restaurants bieten das Krustentier in allen erdenklichen Variationen an. Der ideale Ort, um ein Hummer-Gericht zu probieren, aber unsere Mägen sind noch voller kleiner Helikopter und es ist nicht an Essen zu denken. Stattdessen schlendern wir weiter und statten den kleinen Geschäften am Hafen einen Besuch ab, in denen es Produkte und Souvenirs von Charlottetown und Prince Edward Island gibt. Typisch für die Insel sind die rot-braunen Dirt-Shirts, die durch die charakteristische rote Erde ihre Farbe erhalten.
Mit Blick auf die Uhr gehen wir zu den bereitstehenden Bussen, da unser nächster Ausflug wartet. „Herzlich willkommen zu dem Ausflug ‚Leuchttürme und Wein‘“, begrüßt uns die AIDA-Tourleiterin, „erst zeigen wir euch zwei der vielen Leuchttürme auf Prince Edward Island und danach verkosten wir zusammen Wein auf einem hübschen kleinen Weingut.“ Das hört sich doch schon mal vielversprechend an. Bereits während der Busfahrt erfahren wir viel über die kleine Insel. Zum Beispiel, dass dort viele Kartoffeln angebaut werden und der Hummerfang eine extrem große Rolle spielt – das hatten wir uns ja schon beim Anblick des riesigen Hummers am Hafen gedacht.
Wir genießen den Blick auf die vorbeiziehende Landschaft, die wir kurz zuvor noch von oben bewundern konnten, als hinter der nächsten Kurve der Leuchtturm von Point Prim in Sicht kommt. Er ist der älteste der Insel und wurde bereits 1845 erbaut. Ein runder, weißer Rumpf mit einer roten Spitze. Drumherum die malerische kanadische Natur in sattem Grün, gesprenkelt von leuchtend bunten Blumen und das Meer, dessen Wellen an den roten Felsen zerschellen. Mit dem makellos blauen Himmel ergibt sich ein Postkartenmotiv vom Feinsten und wir schießen unzählige Erinnerungsfotos.
Unsere nächste Station ist das Wood Islands Lighthouse. Hier wartet ein, im Vergleich zum Point Prim Lighthouse, etwas kleinerer und viereckiger, weiß-roter Leuchtturm mit angebautem Wohnhaus auf uns. Im Inneren befindet sich eine interessante Ausstellung zu dem Leben der Leuchtturmwärter und wie diese während der Prohibition mit den Schmugglern gemeinsame Sache gemacht haben, um sich etwas dazu zu verdienen. Wir sehen uns die Ausstellungsstücke an, während wir die steile Treppe nach oben klettern und am Ende an der großen Leuchte stehen. Wir blicken über das Gelände des Leuchtturmes auf das Meer hinaus, wo immer wieder eine Seerobbe aus den Wellen auftaucht.
Danach folgt der zweite Teil des Ausflugs und wie der Name schon sagt kommt nach den Leuchttürmen der Wein. Unser Bus hält vor einem gemütlich aussehenden, mit Holzschindeln verkleideten Haus, das von üppigen Hecken und Feldern mit Weinreben umgeben ist. John Rossignol, der Winzer, stellt sich vor und begrüßt und herzlich auf seinem Weingut – dem überhaupt ersten auf Prince Edward Island. Der Mann mit dem buschigen grauen Bart hat ein breites Lächeln auf dem Gesicht und führt uns ins Haus. Eine seiner Mitarbeiterinnen wartet schon mit einer Kostprobe des ersten Weins auf uns: ein Cranberry-Wein, wie sie uns erklärt. Wie sich herausstellt experimentiert John Rossignol gerne, und so finden sich unter anderem auch Blaubeer-, Erdbeer- und andere Frucht-Weine in den Regalen.
Während der kleinen Führung gibt der Winzer Geschichten zu den verschiedenen Weinen zum Besten und erklärt die Herstellung. Währenddessen darf unsere Gruppe noch einen Weißwein, einen Rotwein sowie einen Dessertwein verkosten. Am Ende beantwortet John Rossignol seinen Kreuzfahrt-Gästen weitere Fragen, während einige sich eine Flasche von dem leckeren Wein kaufen, um sie ihren Lieben zuhause mitzubringen. Der Winzer verabschiedet sich am Bus von uns und winkt, während wir los fahren.
Am späten Nachmittag erreichen wir wieder den Hafen von Charlottetown und fahren mit einem Tenderboot zurück zum Schiff. Als „Sail Away“ aus den Boxen ertönt, setzen zeitgleich mit der AIDAvita auch zahlreiche kleine Boote die Segel und kreuzen im Fahrwasser des großen Kreuzfahrtschiffes. Ein wunderschöner letzter Anblick von Prince Edward Island.